Der Ohrwurm macht die Marke zum Hit
Lässt sich ein Song übers Mückengittermachen schreiben? Diese Frage kam in geselliger Runde während
einer Fortbildung auf, die Klaus Maack mit Mitarbeitern im Jahr 2000 besuchte. "Wer einen guten Text liefert, dem spendiere
ich eine Reise nach Paris", versprach der Schlossermeister aus Winsen an der Luhe, der auf die Maßanfertigung von
Insektenschutzgittern spezialisiert ist.
Bei der nächsten Weihnachtsfeier überraschten ihn drei Frauen mit vier Strophen und einem Refrain. Wie
versprochen, durften sie Frankreichs Hauptstadt auf Firmenkosten erkunden, während Klaus Maack den Bandleader Dieter
Kindler bat, eine passende Musik zu komponieren. Als Maack und sein Team das Resultat hörten, waren sich alle einig:
"Daraus machen wir eine CD!" So standen im Dezember 2001 elf Mitarbeiter in den legendären Maschener Tonstudios
und sangen, von Kindler und seiner Band begleitet, aus voller Kehle "Wir sind die Mückengittermacher ..."
Musikalische Motivation
"Firmenhymnen tragen enorm zur Identitätsstiftung und Motivation bei", weiß der Audiodesigner Dirk Möller,
"und sie entfalten oft beachtliche Außenwirkungen." Gleichwohl liege dieses Potenzial in Deutschland weitgehend
brach: "In Japan gehört die Hymne zum Corporate Design des Unternehmens wie Name, Logo oder Firmenfarbe", so der
36-Jährige, der bereits großen Firmen wie den Hamburger Elektrizitätswerken (HEW, heute Vattenfall) Lieder
geschrieben hat. "Jeder weiß aus Erfahrung, wie emotional Musik wirkt und wie lange viele Melodien im Ohr bleiben:
Das lässt sich natürlich für den Firmenauftritt nutzen", gibt der Mitinhaber der Hamburger Spezialagentur
Maus Möller zu bedenken.
In der Privatbrauerei M. C. Wieninger erkannte man das schon vor 25 Jahren: Der damalige Geschäftsführer Max
Christian Wieninger ließ eine Erkennungsmelodie komponieren, "die großen Anteil an der Profilierung von
Wieninger Bier als regionale Marke hatte", wie Agnes Mösenlechner, Assistentin der Geschäftsleitung, resümiert.
Der im Volkslieder-Stil vertonte Slogan "Wieninger Bier – Mit reinem Quellwasser würzig gebraut" ist als
akustisches Zeichen bekannt und wird sofort mit der Brauerei verbunden. "Vor einigen Jahren wurde der Jingle neu
arrangiert, aber die Melodie blieb unverändert. Das dokumentiert unsere Tradition und Heimatverbundenheit", betont
Agnes Mösenlechner.
Solche als Audiologo bezeichnete Tonsequenzen "empfehlen sich für Firmen, die regelmäßig im Radio,
Fernsehen oder im Kino werben", erläutert Audiodesigner Möller, "denn der Erinnerungseffekt tritt mit der
Wiederholung ein." Mit den Melodien ließen sich aber auch Telefonwarteschleifen originell gestalten oder
Internetseiten untermalen.
Die Kosten für firmeneigene Musik hängen vom Aufwand sowie von der Größe des Unternehmens und der
Nutzung ab: "Wird ein Stück für bundesweite Werbung verwendet, sind die Rechte natürlich teurer, als
wenn es eine Betriebsfeier bereichert", erklärt Möller. Mittelständlern rät er, auf Gema-Freiheit zu
achten: "Die Verwendung von Stücken bekannter Künstler ist für sie kaum bezahlbar." Individuell
komponierte Firmenhymnen seien bereits ab 3000 Euro erhältlich, für ein Audiologo müssten mindestens 500
Euro kalkuliert werden. "Konkrete Preise sind allerdings Verhandlungssache."
Klaus Maack hat für den "Mückengittermachersong" unter dem Strich einen hohen vierstelligen Betrag bezahlt:
für die Paris-Reise der Mitarbeiterinnen, die Komposition, das Studio, die CD-Herstellung. "Doch es war eine
lohnende Investition", ist Marketingchefin Marion Schmidt-Maack vier Jahre später überzeugt: "Das Lied hat
viel zur Identifikation mit dem Unternehmen und unserer Bekanntheit in der Region beigetragen." Die Tonaufnahmen waren
Thema in allen Regionalzeitungen, die CDs entpuppten sich als beliebte Präsente für Kunden oder Partner.
"Wir hatten schon Anrufer", schmunzelt Marion Schmidt-Maack, "die nach einem Gespräch noch einmal die Warteschleife
hören wollten."
Einsatzmöglichkeiten
Das sind Ihre Chancen zur akustischen Präsentation
Audiologo: Dahinter verbirgt sich ein kurzes, meist instrumentales akustisches Zeichen mit hohem Wiedererkennungswert.
Bekannteste Beispiele sind etwa die fünf "Tastentöne" der Deutschen Telekom oder die Verkehrsfunk-Logos der
Radiosender.
Jingle: Darunter versteht man ein musikalisches Markenzeichen oder einen gesungenen Slogan. Jingles sind in der
Regel etwas länger als Audiologos (typisch: vier bis zehn Sekunden) und werden häufig zur Umrahmung von
Werbespots verwendet.
Werbesong: Hier handelt es sich um ein komplettes Lied mit gesungenem oder gesprochenem Text und sehr engem Bezug
zum Produkt. Werbesongs können unter Umständen zum Jingle verkürzt oder zur Firmenhymne "umgewandelt"
werden.
Firmenhymne: Sie ist in erster Linie ein Lied zur Identitätsfindung und Motivation, mit dem Firmenphilosophie,
Geschichte und Zielsetzung vermittelt werden sollen. Melodie und Text sollten eingängig sein und zum Mitsingen
anregen.