"Maxi" 02/2009, Januar 2009
DIE FEINDIN IN MEINEM BÜRO
Sie lauern hinter Kopierern und Faxgeräten, häufig sind sie gut getarnt. Ihre übereifrige Mission: besser zu
sein als Sie! Und hier sind sie: die weiblichen KONKURRENZ-TYPEN und ihr Gefahrenpotential. Plus: Job-Coach
Dirk Möller verrät, wie man sie stilvoll auflaufen lässt
Die Agentin
Sie haben gerade ein vertrauliches Telefonat beendet, da raschelt es im Zierfarn neben Ihnen und die Agentin klettert im
Tarnflecken-Look heraus. Macht sich noch ein paar Notizen und ist verschwunden. Diese Frau ist immer bestens informiert,
schnüffelt in Sachen herum, die sie nichts angehen, und weiß die Informationen vorteilhaft einzusetzen. Verschlagen
und hinterrücks stichelnd sucht sie niemals den direkten Konflikt. Eine Kollegin, die man der neuen Freundin seines
Ex' wünscht.
Job-Coach Dirk Möller: "Vor ihr können Sie sich schützen, indem Sie Daten immer sichern und passwortgeschützt
arbeiten. Wer sehr abgebrüht ist, kann die neugierige Kollegin ins Messer laufen lassen und delikate Falschinformationen
streuen. Das wäre aber schon für Fortgeschrittene und für den Alltagsgebrauch des Laien nicht empfehlenswert."
Der Hackenporsche
Er weicht nicht von Ihrer Seite, überhäuft Sie mit Material, das Sie gar nicht brauchen, und kopiert Sie in allen
Hinsichten: Ihre Frisur, Ihre Klamotten und Ihr grandioses Marketingkonzept. Extrem hoher Nervfaktor!
Dirk Möller: "Von dieser Konkurrentin geht am wenigsten Gefahr aus. Wer es nötig hat, andere zu kopieren, hat
keine ausgereifte Persönlichkeit. Die Aufstiegschancen stehen eigentlich gleich Null. Damit sie Ihnen nicht
ständig am Rockzipfel hängt, können Sie einfach gegensteuern: Geben Sie ihr reichlich Aufgaben, mit denen
sie den Tag beschäftigt ist. So findet sie einfach keine Zeit, um Sie zu nerven. Und wenn es gar nicht mehr geht,
müssen Sie halt ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Chef führen. Schließlich werden Sie nicht fürs
Babysitten bezahlt."
Das Schneewittchen
Sie definiert sich nur über Schönheit. Kompetenz ist Nebensache, davon besitzt sie verschwindend wenig. Sobald
das Schneewittchen am Konferenztisch Platz nimmt, verabschiedet sich das männliche Gehirn beglückt in den
Kurzurlaub. Ihre weiblichen Kollegen finden sie allerdings hinter den Bergen bei den sieben Zwergen weitaus besser
aufgehoben.
Dirk Möller: "Um diesen Konkurrenz-Typ müssen Sie sich überhaupt keine Sorgen machen. Man findet ihn
nämlich eher im Sekretariat als bei Meetings. Schönheit signalisiert zwar Erfolg, aber wenn es an Kompetenz
mangelt, kommt auch die Allerschönste auf der Karriereleiter nicht sehr hoch. Männer gucken sich die Dame
gerne an, würden sie aber nicht in ihrem inneren Zirkel aufnehmen, denn sie bleiben karrieretechnisch lieber unter
sich. Wer sie allerdings trotzdem in den Schatten stellen möchte, sollte selber mal zu hohen Schuhen und Lippenstift
greifen. Und dann mit stilsicherem Auftreten UND Kompetenz glänzen."
Die Flötistin
"Das Kleid steht dir toll. Ich finde es gut, wenn auch Frauen mit großem Hintern sich was trauen." Autsch. Sie haben
auf einmal das Bedürfnis, Ihrer Kollegin den zum Kleid passenden Ballerina auf den Kopf zu klatschen. Doch mit
unschuldigem Augenaufschlag weiß die Flötistin ihre Boshaftigkeiten so geschickt zu verpacken, dass so eine
Reaktion unhöflich wäre.
Dirk Möller: "Sie ist relativ einfach schachmatt zu setzen. Es erfordert nur ein bisschen Mut, denn sie scheut offene
Konflikte. Deshalb sucht sie sich Opfer aus, die Unverschämtheiten einfach hinnehmen. Und darin liegt auch die
Lösung: Seien Sie kein Opfer, zahlen Sie es ihr mit gleicher Münze zurück. Jeder Mensch hat Schwächen,
die man zur Sprache bringen kann. Meist genügt schon eine einzelne gepfefferte Retourkutsche."
Die Animateurin
Im Cluburlaub schon schwer zu ertragen, aber am Schreibtisch nebenan fördert sie Suizidgedanken. Die Animateurin muss
immer im Mittelpunkt stehen und ist bereit, dafür ihr komplettes Bespaßungsprogramm abzuspulen. Sie hält
Trinksprüche auf der Weihnachtsfeier und organisiert Schnitzeljagden auf dem Betriebsausflug. Dann lieber ein
Karaoke-Abend im Robinson-Club!
Dirk Möller: "Prinzipiell ist es ja sehr löblich, wenn jemand um positive Stimmung im Büro bemüht ist.
Wenn das allerdings überhand nimmt, gibt es eine ganz einfache Methode, die Kollegin etwas herunterzufahren: Entziehen
Sie ihr die Aufmerksamkeit. Im besten Fall ist bei der Kollegin dann die Luft raus. Wenn die Maßnahme allerdings
nach hinten losgeht und sie das motiviert, noch dicker aufzutragen, dann wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben,
als sie freundlich um Ruhe zu bitten."
Die Poserin
Licht aus, Spot an! Die Poserin versteht es perfekt, sich in Szene zu setzen. Ausschweifend berichtet sie von Dingen, die
eigentlich schon bekannt sind. Und das liegt daran, dass die vorgetragenen Ideen meist von anderen sind. Die Poserin wandelt
sie einfach etwas ab und preist sie dann als persönliches Gedankengut an. Ihr Motto: Wer braucht ein Gewissen,
wenn er den Chefsessel haben kann?
Dirk Möller: "Hier ist taktisches Vorgehen angesagt, denn dieser Konkurrenz-Typ kann sich auf abstrakter Ebene sehr
gut verkaufen, ist eloquent und souverän. Seine Schwachstelle ist das Konkrete: Stellen Sie beim Meeting ganz gezielte
Fachfragen zum geklauten Marketingkonzept, aus denen er sich nicht herauswinden kann. Die wird er nicht konkret beantworten
können. Auf diese Weise wird auch Ihrem Chef irgendwann schwanen, dass da etwas faul ist. Oder seien Sie ganz
straight: Fragen Sie, ob die Idee tatsächlich von ihm stammt."
"Bitte nicht jammern!"
Job-Coach Dirk Möller kennt sich gut mit Büro-Kämpfen aus. Hier erzählt er, wie man im Haifischbecken
überlebt
Maxi: Macht es einen Unterschied, ob ich mit einem Mann oder einer Frau konkurriere? Dirk Möller: Ja. Männer
führen einen offenen Kampf, sie sind schon seit der Kindheit mit dem Spiel um Macht vertraut. Das wenden sie dann auch
im Job an: Sie sprechen nicht mehr mit dem Konkurrenten, äußern mündliche Drohungen oder blockieren ihn im
Arbeitsbereich.
Und Frauen?
Kämpfen auf der emotionalen Ebene. Sie intrigieren, zielen mit ihrer Kritik auf intime Gefühle, verbreiten falsche
Gerüchte und Andeutungen. Sie taktieren insgesamt subtiler als Männer.
Kann Konkurrenz denn auch positive Aspekte haben? Ohne sie wäre das Berufsleben ziemlich langweilig! Konkurrenz
macht kreativer und motiviert. Wenn Sie als ernsthafte Konkurrenz wahrgenommen werden, dann müssen Sie ja auch was
auf dem Kasten haben.
Okay, aber wo verläuft die Grenze, wenn man zwar bereit zum Konkurrenzkampf ist, aber trotzdem fair bleiben
möchte? Beleidigungen sind ein absolutes No-Go, genau wie persönliche Angriffe und Manipulation von
Arbeitsergebnissen, etwa durch Verändern von Dateien.
Und wie kann man ohne spitzen Ellenbogen und Intrigen erfolgreich im Job sein? Sie können durch gute Leistungen
und ein sicheres Auftreten überzeugen. Intrigen brauchen Sie nur, wenn Sie sonst nichts zu bieten haben. Machen Sie
sich für Ihre Mit-Konkurrenten unangreifbar, indem Sie effektiv und schnell arbeiten und andere nicht mobben.
Und wie signalisiere ich übereifrigen Kollegen, dass ich mich nicht zum Opfer ihres Konkurrenzkampfes machen lasse?
Mit selbstbewusstem Auftreten und einer positiven Ausstrahlung. Nicht zu figurbetonte Kleidung ist angesagt, eher klassischer
Businesslook. Die Umgangsformen sollten sehr gut sein. Ihre Stimme ist sicher und fest. Ebenso wenig jammern oder meckern
Sie, sondern machen positive Bemerkungen. So hinterlassen Sie einen selbstsicheren und stilsicheren Eindruck, der die meisten
Konkurrenz-Typen vor hinterhältigen Aktionen zurückschrecken lässt.
Die 6 KONKURRENZ-Gebote
1 
Nie auf das Niveau des Angreifers begeben. Deswegen sollten Sie richtige Gegenschläge auch nur unter vier
Augen mit dem betreffenden Kollegen ausführen. In der Öffentlichkeit setzen Sie ihn mit gekonnten Ausweichmanövern
schachmatt.
2 
Verständnisvolle Nachsicht. Setzen Sie ein freundliches Lächeln auf und demonstrieren Sie Nachsicht.
Manchmal braucht der Angreifer nur ein paar Augenblicke spannungsgeladener Stille, um sich dann mit dem nächsten
Spruch selbst ins Abseits zu befördern.
3 
Wenig Aufmerksamkeit schenken. Denn je mehr Sie davon dem bissigen Kollegen zukommen lassen, desto mehr Bedeutung
geben Sie dem Disput. Er ist Ihnen im besten Fall nur einen kurzen Kommentar wert, und schon sind Sie wieder anderweitig
beschäftigt.
4 
Verwirrende Antworten. Wechseln Sie das Thema und geben Sie eine Antwort, die absolut nicht in den Kontext passt.
Darüber wird Ihr Angreifer erst einmal nachgrübeln müssen. Beispiel: Kollege: "Deine Präsentation
hätte ein Fünfjähriger besser hingekriegt!" Sie: "Ich war gestern Abend beim Thailänder. Verrückt,
nicht?"
5 
Augenkontakt halten. Stellen Sie Augenkontakt zu Ihrem Gegenüber her und brechen Sie diesen erst kurz vor dem
Ende Ihres Konters ab. So signalisieren Sie Sicherheit und bestimmen das Gespräch selbst.
6 
Komplimente als Antwort. Auf Freundlichkeit ist niemand gefasst, der vorher eine Spitze abgeschossen hat. Entwaffnen
Sie den Angreifer doch einfach mit einem Kompliment.